Erektionsstörungen
Erektionsstörungen betreffen jeden fünften Mann im Alter zwischen 35 und 70 Jahren. Die Betroffenen leiden stark unter dem eingeschränkten "Stehvermögen" und empfinden Potenzprobleme häufig als persönliches Versagen und die Impotenz als Einschränkung ihrer Männlichkeit. Dadurch hat die Erektionsstörung bei Männern massive Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl, die Lebensqualität und, je nach Reaktion der Partnerin, auch auf die Beziehung. Oft wird über längere Zeit kein Arzt aufgesucht, obwohl ein Arztbesuch zur Abklärung der Ursache überaus wichtig ist und eine Behandlung relativ einfach sein kann.
Wann spricht man von einer Erektionsstörung?
Das Unvermögen eines Mannes, den Geschlechtsverkehr zu vollziehen, wurde früher als "Impotentia coeundi" bezeichnet (vom lateinischen "coire": zusammenkommen, sich vereinigen) und wird umgangssprachlich auch Impotenz genannt. Heute werden jedoch meist exaktere medizinische Begrifflichkeiten für diese Störungen verwendet. Der Fachbegriff für Erektionsstörungen ist die erektile Dysfunktion. Bei dieser Erkrankung kann keine ausreichende Steifheit des Penis erreicht oder erhalten werden, um eine Penetration beim Geschlechtsverkehr auszuführen und zum Samenerguss zu kommen.
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie gibt an, dass eine echte erektile Dysfunktion vorliegt, wenn mindestens 70 Prozent der Versuche, den Geschlechtsverkehr mit der Partnerin zu vollziehen, erfolglos sind und wenn dieser Zustand über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten andauert. Rund 20 Prozent aller deutschen Männer haben im Laufe ihres Lebens die Diagnose "Erektionsstörung", wobei anzunehmen ist, dass es hier eine beträchtliche Dunkelziffer gibt, da viele Patienten die Impotenz nicht bei einem Arztbesuch ansprechen möchten.
Welche Ursachen haben Erektionsstörungen?
Unter einer Erektion versteht man die Versteifung des männlichen Penis, die zum Beispiel durch sexuelle Erregung ausgelöst wird. Dabei wird der Blutzufluss in die Schwellkörper erhöht, während gleichzeitig die glatte Muskulatur im Penis erschlafft und einen ungehinderten Einfluss des Blutes ermöglicht. Der zunehmende Druck in den Schwellkörpern bewirkt, dass die Venen abgedrückt werden und dadurch der Abfluss des Blutes verhindert wird. Der Schwellkörper füllt sich immer weiter, das Glied richtet sich auf und erschlafft normalerweise erst nach dem Samenerguss wieder.
Störungen in diesem System bewirken, dass der Penis nicht oder nicht vollständig steif wird, oder die Erektion nur kurze Zeit erhalten bleibt, ohne dass ein Samenerguss stattfindet. In diesem Fall liegt eine Impotentia coeundi bzw. eine erektile Dysfunktion vor. Eine fehlende oder unzureichende Erektionsfähigkeit und damit verbundene Potenzprobleme können entweder physische oder psychische Ursachen haben.
Während letztere in der Vergangenheit oft für die häufigsten Gründe von Erektionsstörungen gehalten wurden, zeigen neuere Studien, dass das nur bei knapp einem Drittel der erektilen Dysfunktionen der Fall ist. Bei jungen Männern sind die psychischen Ursachen häufiger. Versagensängste, extremer Stress oder traumatische Erlebnisse können zugrunde liegen. Bei älteren Männer sind hingegen öfter organische Ursachen der Grund für Potenzstörungen [4].
Behandlung von Erektionsstörungen
Nachdem die entsprechende Diagnose - erektile Dysfunktion oder Impotentia coeundi - bei einem Arztbesuch gestellt wurde, in der Regel durch einen Arzt für Urologie, gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung von Erektionsstörungen:
- Bei der Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT) spritzen die Patienten sich selbst einen Wirkstoff in die Schwellkörper des Penis, der die Gefäße erweitert. Diese Methode wird jedoch in der Regel nur dann zur Behandlung bei Potenzstörungen angewendet, wenn ein Patient die üblichen Medikamente, die gegen eine Erektionsstörung eingesetzt werden (zum Beispiel Viagra ), nicht verträgt oder nicht einnehmen darf.
- Wenn jemand vor Injektionen zurückschreckt, aber keine Medikamente nehmen möchte, steht als weitere Alternative für betroffene Männer zur Behandlung einer Erektionsstörung die Vakuumpumpe zur Verfügung. Dabei führt der Mann den Penis in eine Plastikröhre ein, in der ein Unterdruck erzeugt wird. Dadurch kommt es zum Bluteinstrom in die Schwellkörper, ein Penisring verhindert das Ausströmen des Blutes und es kommt zu einer Erektion.
- Erst wenn alle medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kommt als letztes therapeutisches Mittel gegen Erektionsstörungen eine Operation in Betracht, bei der ein Schwellkörper-Implantat eingesetzt wird, das einen Hohlraum hat. Dieses Implantat lässt sich mittels einer Pumpe mit Flüssigkeit füllen und bewirkt ein Steifwerden des Penis. Mittel der Wahl ist jedoch normalerweise zuerst die Gabe von Arzneimitteln, die die Durchblutung des Penis fördern, und so eine Erektion und den Samenerguss ermöglichen.
Medikamente gegen Erektionsstörungen
Es gibt mehrere Wirkstoffe, die, je nach Ursache der Störung, zur Therapie bei Erektionsstörungen eingesetzt werden. Dazu gehören Sildenafil (Handelsname Viagra), Tadalafil (Cialis) und Vardenafil (Levitra). Alle drei Medikamente gehören zur Gruppe der Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer), die eine Erweiterung von Blutgefäßen bewirken. Dadurch wird die Durchblutung angeregt, die Schwellkörper füllen sich, es kommt zur Erektion.
Selbst in Fällen, bei denen keine körperliche Ursache der Erektionsstörung diagnostiziert wurde, können Medikamente helfen, Potenzstörungen bei Männern zu beheben. Eine durch Viagra oder verwandte Arzneimittel herbeigeführte Erektion kann einem Mann das Vertrauen in seine Standhaftigkeit soweit zurückgeben, dass er in Zukunft wieder ohne diese Medikamente auskommt.
Alle drei Medikamente, Viagra, Cialis und Levitra, sind nur auf Rezept erhältlich. Die drei Arzneistoffe sind in ihrer Wirkung bei Störungen der Erektionsfähigkeit vergleichbar, sie unterscheiden sich jedoch in der Wirkungsdauer und darin, wie rasch die Wirkung eintritt. Während Levitra und Viagra nur über wenige Stunden einen Effekt haben, dauert die Wirkung bei Cialis bis zu 36 Stunden an. Daher wird Cialis in der Urologie auch für eine dauerhafte Behandlung eingesetzt, während Viagra und Levitra normalerweise nur bei Bedarf eingenommen werden. Wenn der Arzt Ihnen ein Rezept ausstellt, dann lassen Sie sich Zeit, experimentieren Sie mit dem optimalen Zeitpunkt für die Einnahme und genießen Sie möglichst entspannt die Wirkung.
Medikamente sind verträglich und sicher
Alle im Handel erhältlichen Wirkstoffe werden von Experten als gut verträglich und sicher eingestuft. Bitte informieren Sie sich dennoch ausführlich über mögliche Nebenwirkungen von Viagra und verwandten Arzneimitteln, etwa bei Ihrem Arzt, Ihrem Apotheker und anhand der Packungsbeilage. Studien haben gezeigt, dass die häufigsten Nebenwirkungen nicht sehr schwerwiegend sind: Kopfschmerzen, Gesichtsrötungen, Verdauungsstörungen, eine verstopfte Nase und Rückenschmerzen. Vor allem Kopfschmerzen treten bei der Einnahme von Viagra relativ häufig auf, jeder sechste der behandelten Patienten ist davon betroffen [3]. Eine schwere Nebenwirkung, die aber extrem selten auftritt, ist die Dauererektion, die auch als Priapismus bezeichnet wird. Dauert die Erektion ungewollt über einen Zeitraum von über einer Stunde an, sollte umgehend eine ärztliche Versorgung stattfinden, da es sonst zu dauerhaften Gewebeschäden kommen kann.
Lassen Sie sich beraten - Sie sind kein Einzelfall!
Beim Auftreten von Erektionsstörungen, besonders wenn die Potenzprobleme länger anhalten oder an Häufigkeit zunehmen, kann nur eine ärztliche Diagnose Klarheit darüber bringen, welche Ursachen der Grund für das Nachlassen der Potenz sind. Scheuen Sie sich daher nicht, einen Expertenrat einzuholen, denn immerhin sind 20 Prozent aller Männer früher oder später von Erektionsstörungen betroffen. Ein Arzt kann Ihnen bei einer diagnostizierten Erektionsstörung ein Rezept über ein passendes Medikament ausstellen, so dass Sie schon bald wieder ganz Ihren Mann stehen können.
Quellen
Urologenportal DGU.de
Webseite der Selbsthilfegruppe Erektile Dysfunktion Impotenz-selbsthilfe
Porst, H. Oral Pharmacotherapy of Erectile Dysfunction. Standard Practice in Sexual Medicine. Blackwell Publishing 2006 Shamloul R, Ghanem H. Erectile dysfunction. Lancet;381(9861):153-65.2013.