Gefährliche Brennhaare – beugen Sie vor
Text: Redaktion
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Im letzten Jahr haben die Brennhaare der Prozessionsraupe vielen Menschen zu schaffen gemacht. Die Zahl der Betroffenen, die sich beim Hausarzt meldeten, war rekordverdächtig. Trotz aller Bemühungen der Schädlingsbekämpfer konnten nicht alle Nester beseitigt werden. Und so schlüpfen auch in diesem Jahr wieder viele kleine Raupen. Wie vermeiden Sie Kontakt mit den Brennhaaren? Und was, wenn es Sie doch erwischt? Wir haben Tipps für Sie!
Warum breitet sich der Eichenprozessionsspinner immer weiter aus?
In unseren Breiten entwickeln sich die Prozessionsraupen erst seit einigen Jahren zur Plage. Ursprünglich war der Eichenprozessionsspinner, ein Nachtfalter, in Südeuropa beheimatet. Durch den Klimawandel ist er auch bei uns heimisch geworden und besiedelt vorzugsweise Eichen. Die Weibchen legen im Laufe ihres Lebens etwa 250 Eier, und dank des warmen, eher trockenen Wetters der letzten Jahre schlüpfen im April und Anfang Mai zahlreiche Raupen.
Warum machen diese Raupen so viele Probleme?
Nach dem Schlüpfen bleiben die Raupen nah zusammen auf dem Stamm der Eiche. Abends kriechen die Raupen in regelrechten Prozessionen – eine Raupe direkt hinter der anderen – zum Fressen zur Baumkrone hinauf. Auffällig sind die weißlichen Gespinste aus Puppenhülsen (von den zahlreichen Verpuppungen), Haaren und Exkrementen, welche die Nester einhüllen.
Die Eichenprozessionsraupe ist mit Tausenden winziger Härchen bedeckt, den sogenannten Brennhaaren. Verliert sie diese, trägt der Wind die Brennhaare davon. Und so landen sie auf der Kleidung, den Haaren und der Haut ahnungsloser Spaziergänger. An den Brennhaaren befinden sich Widerhaken. Da die Brennhaare so klein sind (0,2 bis 0,3 mm), dringen sie leicht in die Haut ein und setzen sich dort mit ihren Widerhaken fest.
Das Problem: Diese Brennhaare enthalten ein Eiweiß, das unser Körper nicht erkennt. Als Abwehrreaktion produziert der Körper Histamin, um dem Eindringling Einhalt zu gebieten. Die Folge sind Beschwerden unterschiedlicher Art, je nachdem, wo die Brennhaare Sie gerade „erwischt“ haben.
Welche Beschwerden verursacht die Prozessionsraupe?
Meistens entwickeln sich ca. 4 bis 8 Stunden nach dem Eindringen der Brennhaare in die Haut unangenehme Hautbeschwerden, wie z. B.:
- stark juckender Ausschlag;
- rote Flecken, Quaddeln oder Blasen;
- brennendes Gefühl auf der Haut.
Bei Augenkontakt können nach 1 bis 4 Stunden Augenbeschwerden auftreten, wie z. B.:
- Juckreiz;
- Rötung, Augenreizung;
- geschwollene Lider;
- tränende Augen;
- Augenentzündung, die in seltenen Fällen selbst zur Erblindung führen kann.
In manchen Fällen treten 4 bis 8 Stunden nach Kontakt mit den Brennhaaren Atemwegsbeschwerden auf. Wenn Sie an Asthma oder anderen Atemwegsbeschwerden leiden, sind Sie hier besonders gefährdet. Zu den möglichen Beschwerden zählen u. a.:
- Juckreiz im Mund oder Hals;
- Schluckstörungen;
- Niesen, Husten;
- laufende Nase;
- Atemnot oder Kurzatmigkeit.
Weniger häufig gelangen die Brennhaare durch Schlucken in den Magen-Darm-Trakt, was zu gastrointestinalen Beschwerden führen kann. Dazu zählen u. a.:
- vermehrter Speichelfluss;
- Erbrechen;
- Bauchschmerzen.
Je häufiger Sie mit den Brennhaaren in Berührung kommen, desto stärker können die Beschwerden sein. Auch schwere allergische Reaktionen kommen vor. Symptome einer schweren allergischen Reaktion sind z. B.:
- schwere Atemnot;
- geschwollene Augen, Lippen oder Zunge; Schwellungen an anderen Stellen;
- Erbrechen;
- Fieber.
In der Regel tritt die allergische Reaktion innerhalb von dreißig Minuten nach Kontakt mit den Brennhaaren auf. Suchen Sie in diesem Fall sofort ärztliche Hilfe!
Wie können Sie sich schützen?
Die Eichenprozessionsraupe ist hauptsächlich von April bis Juli aktiv. In dieser Zeit gilt es also, möglichst nicht in Berührung mit den Brennhaaren zu kommen. Ein paar Tipps:
- Vermeiden Sie Straßen, Parks und Wege mit Eichenbewuchs.
- Bedecken Sie Arme und Beine, wenn Sie sich an der frischen Luft aufhalten. Tragen Sie Kleidung mit langen Ärmeln und langen Hosenbeinen.
- Tragen Sie draußen eine Brille oder Sonnenbrille.
- Halten Sie Fenster und Türen geschlossen.
- Lassen Sie die Wäsche nicht draußen trocknen.
Wichtig ist auch: Fassen Sie unter keinen Umständen die Nester an. Für deren Beseitigung sorgen die Experten!
Was tun bei Beschwerden durch Brennhaare?
Sind Sie trotz aller Vorsicht mit den Brennhaaren der Prozessionsraupe in Berührung gekommen? So begrenzen Sie die Beschwerden:
- Nicht kratzen – dadurch wird der Juckreiz nur schlimmer.
- Versuchen Sie, doch noch ein paar Haare zu entfernen. Kleben Sie etwas Klebeband oder ein Pflaster auf die betroffene Hautstelle und ziehen Sie es mit einem Ruck ab. Mit etwas Glück entfernen Sie damit die Brennhaare aus der Haut.
- Anschließend die Haut gründlich lauwarm abspülen. Auch eine Kopfwäsche kann sinnvoll sein.
- Tragen Sie nach dem Abspülen eine besänftigende Lotion oder ein Prozessionsraupen-Gel auf die betroffene Hautstelle auf.
- Manchmal hilft es auch, die Haut zu föhnen. Durch die warme Luft gerinnt ein bestimmtes Protein in den Widerhaken und klingen die Beschwerden schneller ab. Ein Saunabesuch kann die gleiche Wirkung haben.
- Haben Sie Probleme mit Ihren Augen? Spülen Sie sie dann mit lauwarmem Wasser. Nicht reiben! Lassen Sie sich ggf. besänftigende Augentropfen verschreiben.
- Ziehen Sie schnellstmöglich die Kleidung aus und waschen Sie sie vorzugsweise bei 60 Grad. „Ausschlagen“ hilft nicht: Die Haare lassen sich dank der Widerhaken so nicht entfernen.
Die meisten Beschwerden klingen nach ein oder zwei Wochen ab. Wenden Sie sich bei anhaltenden oder schwerwiegenden Symptomen an einen Arzt. Dieser kann Ihnen ggf. ein Medikament wie Fagron, Corticosteroidsalbe oder ein Antihistaminikum verschreiben.
Wir wünschen Ihnen einen juckreizfreien Sommer!
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Quellen:
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