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Urinieren im Schwimmbad – Sie sind da nicht alleine

Verfasst von: Redaktion

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Psssst, haben Sie schon einmal in ein Schwimmbecken uriniert? Dann sind Sie nicht allein! Etwa 20 % aller Erwachsenen scheinen hin und wieder heimlich während des Schwimmens zu urinieren. Es gibt jedoch auch Menschen, die damit nicht hinter dem Berg halten. So gab der olympische Schwimmchampion Michael Phelps in einem Interview mit dem Wall Street Journal beiläufig zu, im Schwimmbecken regelmäßig seine Blase zu entleeren. Denn während des Trainings bleibt ihm keine Zeit für eine Pinkelpause. “Das Chlor tötet doch alle Bakterien”, merkte er schulterzuckend an. “Also ist es doch kein Problem.” Doch stimmt dies tatsächlich?

Das Problem ist nicht der Urin

Phelps hat teilweise Recht. Chlor tötet bestimmte Bakterien ab. Doch das ist im Grunde irrelevant, denn im Urin sind so gut wie keine Bakterien enthalten. Zumindest solange Sie nicht unter einer Blasenentzündung leiden. Urinierende Badegäste sind daher auch nicht das eigentliche Problem, abgesehen von der Tatsache, dass es keine schöne Vorstellung ist, in dem Urin anderer Menschen zu schwimmen.

Dennoch gibt es einen Nachteil, wenn Menschen ins Schwimmbecken urinieren, nämlich die chemische Reaktion, die entsteht, wenn das im Schwimmwasser enthaltene Chlor mit Urin oder anderen Verunreinigungen in Berührung kommt. Denn hierbei wird ein Stoff namens Stickstofftrichlorid freigesetzt, welcher anschließend aufsteigt und als Wolke über dem Wasser stehen bleibt. Auf diese Weise entsteht der bekannte Chlorgeruch, den man aus Schwimmbädern kennt. Doch Stickstofftrichlorid verursacht leider mehr als nur einen intensiven Geruch.

Atemwegsreizungen

Nach Dick Heederick, Professor für das Fach Gesundheitsrisikoanalyse an der Universität Utrecht, handelt es sich bei Stickstofftrichlorid um einen aggressiven Stoff. Und da das entstehende Chlorgas über dem Wasser stehen bleibt, wird dies durchweg eingeatmet. Die Folge sind Atemwegsreizungen, Halsschmerzen, Probleme mit der Stimme und die allseits bekannten roten Chloraugen. Personen wie Bademeister/innen, die sich über längere Zeiträume in Schwimmbädern aufhalten, leiden daher häufig unter diesen Beschwerden.

Viele Menschen sind der Ansicht, dass in Schwimmbädern verwendetes Chlor Asthma oder COPD hervorruft oder verstärkt. Wenngleich Stickstofftrichlorid zwar nachweislich die Atemwege reizt, konnte dieser Zusammenhang bisher jedoch noch nicht wissenschaftlich belegt werden. Studien zufolge verfügen selbst unter Asthma leidende Kinder, die viel schwimmen über eine bessere Lungenfunktion. Überhaupt ist Schwimmen im Allgemeinen sehr gesund. Regelmäßiges Bahnenschwimmen fördert die Biegsamkeit der Muskeln, trägt zu einer Verbesserung der Ausdauer sowie einer Senkung des Blutdruckes bei und hilft, dabei, das Gewicht zu halten.

Warum schwimmen wir in Chlorwasser?

Wenn Chlor für jeden eine derartige Beeinträchtigung der Gesundheit darstellt und Urin im Wasser nichts ausmacht, warum wird Chlor dann überhaupt verwendet? Nun, der Grund hierfür ist, dass Menschen nicht nur Urin ausstoßen. So hat sich herausgestellt, dass in der Gesäßspalte eines erwachsenen Schwimmers beim Toilettengang etwa 0,14 Gramm Stuhl zurückbleiben. Denken Sie jedoch auch an Schweiß, Schuppen und andere Bakterien. Auch unser Speichel enthält Bakterien und von unseren Fußsohlen möchten wir gar nicht erst anfangen. All diese körperlichen Ausscheidungen neutralisiert das Chlor und desinfiziert auf diese Weise das Wasser.

Wie sauber ist Ihr Schwimmbad?

Unangnehem aber wahr: je verunreinigter das Wasser ist, desto stärker der Chlorgeruch. Sie können also beim Betreten des Schwimmbades bereits riechen, wie sauber das Wasser ist.

Kanadischen Wissenschaftlern zufolge, kommt in Schwimmbädern auf 11.000 Liter Wasser etwa ein Liter Urin. Sie sollten also vor dem Abtauchen zunächst die Toilette aufsuchen und nach dem Schwimmen am Besten eine Dusche nehmen.

Quellen

Volkskrant

mdr.de

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