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Wachsende LGBTI-Akzeptanz – welche Gesundheitsfragen hat diese Gruppe?

Verfasst von: Redaktion

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LGBTI (lesbische Frauen, homosexuelle Männer, bi-, trans- und intersexuelle Personen) finden zunehmend gesellschaftliche Akzeptanz. Immer mehr öffentliche Einrichtungen und Sportanlagen werden angepasst, um sie für Menschen aller Couleur zugänglich zu machen. Und doch hapert es noch oft mit der Gleichbehandlung. Nicht überall können LGBTI einfach sein, wer sie sind. Das wiederum führt zu Leidensdruck und zu Stress mit allen seinen Folgen. Auch sexuelle Gesundheitsbeschwerden spielen für diese Gruppe eine wichtige Rolle. In diesem Blogpost lesen Sie mehr zu diesem Thema.

Internationaler Tag der Homophobie

Am 17. Mai wird der IDAHOT begangen: der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie. An diesem Tag werden Probleme angesprochen, mit denen sich viele Menschen mit anderen sexuellen Orientierungen oder Gender-Identitäten auseinandersetzen müssen. Dazu gehören nicht zuletzt psychische Beschwerden wie Stress und Depressionen, die wiederum das Risiko auf andere Gesundheitsprobleme erhöhen.

Seelische Not unter LGBTI-Personen

Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transsexuelle werden in der westlichen Welt zunehmend akzeptiert. Dennoch leiden zahlreiche LGBTI-Personen unter psychischen Problemen. So sind junge Menschen mit homo- oder bisexueller Orientierung drei- bis fünfmal häufiger suizidgefährdet als heterosexuelle Gleichaltrige. Noch höher ist die psychische Belastung bei transsexuellen Jugendlichen: Bei ihnen treten fünf- bis zehnmal häufiger Selbstmordgedanken auf. „Anders“ zu sein hat also einen großen Impact auf die psychische Gesundheit.

Selbstakzeptanz: akzeptieren, dass du anders bist

Jedes Kind will nur eines: dazugehören. „Normal“ sein. In dieser Welt jedoch gilt Heterosexualität als Norm. Es kann dann als tiefer Einschnitt erfahren werden, wenn man merkt, dass man so nicht gestrickt ist. Dass man sich in Menschen des eigenen Geschlechts verliebt, sowohl für Männer als auch für Frauen Gefühle hat oder sich mit seinem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht nicht identifizieren kann. Viele LGBTI-Personen erleben dies als Belastung.

Selbstakzeptanz ist für keinen Heranwachsenden leicht. Wenn die eigene sexuelle Vorliebe dann auch noch von der Norm abweicht, wird es noch komplizierter und die Pubertät noch schwieriger. Viele LGBTI tun ihr Möglichstes, um ihr „Geheimnis“ zu verbergen. Sie passen ihr Verhalten an, um in der Heterogesellschaft nicht aufzufallen. Oft führt dies zu einem negativen Selbstbild und damit zu Stress und Unruhe.

Coming-out: die Angst, nicht akzeptiert zu werden

Selbstakzeptanz ist eine Sache, sein Umfeld zu informieren eine ganz andere. Auf den ersten Blick scheint unsere Gesellschaft kein Problem mit Homo- oder Transsexualität zu haben. Gleichgeschlechtliche Ehen und Gay-Pride-Events sind weithin akzeptiert. In dieser Hinsicht hat sich in den letzten etwa dreißig Jahren glücklicherweise einiges getan.

Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Homophobie unter bestimmten Bevölkerungsgruppen nach wie vor groß ist (u. a. unter Gläubigen, sowie bei Menschen mit niedrigem Bildungsniveau oder nichtwestlicher Herkunft). Viele Heterosexuelle sehen es eher ungern, dass sich Schwule und Lesben in der Öffentlichkeit küssen. Und auch im Jahr 2020 werden hierzulande noch Männer verprügelt, weil sie Hand in Hand gehen, und fühlen sich Transgender auf der Straße noch immer nicht wirklich sicher.

Entsprechend groß ist die Angst vieler LGBTI vor Diskriminierung, Ablehnung und Ausgrenzung. Vor allem, wenn es um den eigenen engeren Kreis geht: Was, wenn die Eltern enttäuscht oder ablehnend reagieren? Oder wenn einen die Freunde fallen lassen? Wie werden Klassenkameraden oder Kollegen reagieren? Kurzum: Ein Coming-Out kann aufreibend sein.

Stress durch Mobbing

„Schwule Sau“ ist nach wie vor ein oft benutztes Schimpfwort auf dem Schulhof – und nicht nur dort. Kinder spüren genau, wenn ein Klassenkamerad anders ist. Dadurch werden junge LGBTI-Personen schneller Opfer von Mobbing-Attacken. Aber auch im Erwachsenenalter ist diese Gruppe nicht vor Anfeindungen sicher. Ausgrenzung von Kollegen, dumme Bemerkungen: unterschwellige Formen von Mobbing kommen im Job häufiger vor, als man denkt. Da überrascht es nicht, dass LGBTI-Personen öfter unter Burn-outs und Depressionen leiden als Heterosexuelle.

Körperliche Folgen von Stress bei LGBTI-Personen

Diese Belastung führt bei vielen LGBTI-Personen zu einem ungesunden Lebensstil. Alkohol- und Drogenkonsum sind verbreiteter und auch Raucher und Übergewichtige sind in der LGBTI-Community prozentuell häufiger vertreten. Damit liegen Gesundheitsprobleme auf der Lauer: Übergewicht und Fettleibigkeit sind mit einem erhöhten Risiko auf Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten verbunden. Rauchen und Alkoholmissbrauch verstärken diesen Effekt noch.

Sexuelle Probleme bei LGBTI

Laut Untersuchungen leiden viele LGBTI-Personen auch unter sexuellen Problemen, darunter:

Schwule sowie bisexuelle Männer und Frauen wechseln zudem häufiger den Sexualpartner als Heterosexuelle. Auch ungeschützter Geschlechtsverkehr kommt vor, was das Risiko auf sexuell übertragbare Krankheiten (STD oder STI genannt) erhöht. Obwohl eine HIV-Infektion mittlerweile, falls richtig behandelt, nicht zu Aids führen muss, bleibt sie eine schwere Erkrankung, die das Leben maßgeblich beeinflusst. Auch STD wie Hepatitis B und das humane Papillomavirus (HPV) können zu ernsten Krankheiten führen.

STD vorbeugen

Vor sexuell übertragbaren Erkrankungen schützt „Safer Sex“, also die Verwendung von Kondomen. Gegen Hepatitis B und HPV sind auch Impfungen möglich. HIV-Infektionen kann mit Medikamenten (PrEP und PEP) vorgebeugt werden. Diese werden nur eingenommen, wenn ein Risiko besteht, sich mit HIV zu infizieren oder bereits infiziert zu sein.

STD behandeln

STD (STI) können oft behandelt werden. Bei Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien, Syphilis und Gonorrhoe helfen Antibiotika-Kuren. Gegen Genitalwarzen gibt es Cremes. Bei einer HIV-Infektion müssen das ganze weitere Leben lang Virushemmer eingenommen werden. Diese Medikamente verhindern, dass sich aus der Infektion die tödliche Krankheit Aids entwickelt.

STD-Tests

Ob Sie sich eine STD zugezogen haben, kann ein Test beim Facharzt nachweisen. Wenn Sie lieber keinen Arzt aufsuchen, sind anonyme Selbsttests für zu Hause eine Alternative. Sie entnehmen dabei selbst eine Probe oder machen einen Abstrich. In der Regel senden Sie das Testmaterial an ein Labor und können die Ergebnisse einige Tage später online aufrufen.

Bei einem positiven Testresultat (also einer nachgewiesenen STD) sollten Sie sich natürlich schnellstmöglich ärztlich behandeln lassen. Vielleicht ist Ihnen so ein Arztbesuch unangenehm. In diesem Fall wäre ggf. auch eine Online-Konsultation eine Möglichkeit.

Wichtig: STD bzw. STI sind ansteckend. Informieren Sie unbedingt Ihre derzeitigen und ehemaligen Sexualpartner. Es ist wichtig, dass auch sie sich testen lassen.

Transsexualität, Gesundheit und Wohlbefinden

Transsexualität bringt teils ganz eigene Gesundheitsschwerpunkte mit sich. Transfrauen z. B. kämpfen nicht selten mit Gesichtsbehaarung, die sich auch durch die Hormonbehandlungen nicht immer verbannen lässt. Rasieren und Epilieren hilft nur vorübergehend; Wachsbehandlungen sind für die Gesichtshaut ungeeignet. Lasertherapie und Elektrolyse hingegen sind oft eine gute Lösung.

Auch die Nebenwirkungen der Hormontherapie können für transsexuelle Männer und Frauen problematisch sein. Östrogenbehandlungen erhöhen das Thromboserisiko, insbesondere für Raucherinnen. Bei Testosteronbehandlungen für Transmänner können eine ganze Reihe von Nebenwirkungen auftreten, darunter

Ihr Arzt wird Ihnen passend dosierte Hormone verschreiben und bei sehr starken Nebenwirkungen ggf. ein anderes Medikament verordnen.

Hilfe bei psychischen Problemen

Leiden Sie als LGBTI unter Stress, Angst, Sorgen, Depressionen oder anderen psychischen Problemen? Sprechen Sie mit einem Arzt darüber! Auch (Online-)Selbsthilfegruppen mit Menschen in derselben Lebenslage können helfen. Denken Sie oft an Selbstmord? Bei der Telefonseelsorge hört man Ihnen zu (0800/111 0 111 und -222). Auch hat man dort die App „Krisenkompass“ gelauncht. Weitere Hilfsangebote finden Sie bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

Auf der Website May17.org erfahren Sie mehr über den Internationalen Tag gegen Homo-, Trans-, Inter- und Biphobie.

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Quellen

AD.nl. (2018, 21. November). Leefsituatie LHBT’er slechter dan van hetero. [Lebenssituation von LGBT schlechter als die von Heteros.] Verfügbar unter https://www.ad.nl/binnenland/leefsituatie-lhbt-er-slechter-dan-van-hetero~a6172db8/ [20. April 2020]

NOS. (2019, 3. August). Waarom lhbti’ers kampen met discriminatie en geweld, en wie ze lastigvalt. [Warum LGBTI-Personen unter Diskriminierung und Gewalt leiden und wer sie belästigt.] Verfügbar unter https://nos.nl/artikel/2296153-waarom-lhbti-ers-kampen-met-discriminatie-en-geweld-en-wie-ze-lastigvalt.html [20. April 2020]

Soa Aids Nederland. (s.d.). Alle soa’s. [Alle STD.] Verfügbar unter https://www.soaaids.nl/nl/alle-soas [20. April 2020]

Soa Aids Nederland. (2015, 03. April). De seksuele gezondheid van LHBT’s in Nederland. [Die sexuelle Gesundheit von LGBT in den Niederlanden.] Verfügbar unter https://www.soaaids.nl/nl/professionals/themas/seksoa-magazine/seksuele-gezondheid-van-lhbts-in-nederland [20. April 2020]

Transgender Infopunt. (s.d.). Transgender Infopunt | ontharing. [Transgender Infopunt | Haarentfernung.] Verfügbar unter https://transgenderinfo.be/m/zorg/vervrouwelijking/epilatie/ [20. April 2020]

Transvisie. (s.d.). Informatie over hormonen voor transgender mannen vrouwen. [Informationen über Hormone für Transmänner und -frauen.] Verfügbar unter https://www.transvisie.nl/transitie/volwassenen/hormonen/ [20. April 2020]

van der Sanden, G., & Duits, L. (2018, 28. Juli). “Coming-out duurt het hele leven”. [„Ein Coming-out dauert das ganze Leben.“] Verfügbar unter https://www.parool.nl/columns-opinie/coming-out-duurt-het-hele-leven~ba08aa4c/ [20. April 2020]

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