Tramal Long
Tramal Long ist ein rezeptpflichtiges Schmerzmittel, das in erster Linie zur Behandlung chronischer, mittelstarker bis starker Schmerzen eingesetzt wird. Hersteller von Tramal ist die Grünenthal GmbH. Tramal Long enthält Tramadolhydrochlorid, eine Form des synthetischen Opioids Tramadol.
Tramal Long Retardtabletten setzen den Wirkstoff langsam und zeitverzögert frei, dadurch ist ein längerfristig weitgehend konstanter Wirkstoff-Spiegel gewährleistet. Das erhöht die Effizienz der Therapie mit Tramal und verringert die Stärke von Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Schwindel sowie das Abhängigkeitspotenzial des Medikaments.
Tramal Retardtabletten sind mit einem Wirkstoffgehalt von 50 bis 400 mg erhältlich. Neben den Retardtabletten kann Ihr Arzt Ihnen Tramal Long auch in anderen Darreichungsformen verschreiben: als Tabletten, Zäpfchen, Tropfen, Kapseln oder Ampullen mit Injektionslösung. Zäpfchen wirken dabei etwas schneller als Tabletten, da der Wirkstoff ohne den Umweg über den Magen direkt ins Blut aufgenommen wird.
Die Geschichte des Wirkstoffs Tramadol
Der Wirkstoff Tramadol wurde vom deutschen Pharmaunternehmen Grünenthal entwickelt und 1972 patentiert. Das Medikament Tramal brachte Grünenthal 1977 auf den Markt. Im Jahr 2009 war Tramadol das in Deutschland am häufigsten verordnete Opioid.
Seit dem Ende der Patentlaufzeit sind neben Tramal von Grünenthal mehrere gleichwertige Medikamente auf dem Markt. Dazu gehören Tramadolor (Hexal AG) und Tramagit (Krewel Meuselbach). Auch diese stehen in der Regel als Tabletten, Retardtabletten, Tropfen oder Zäpfchen zur Verfügung. Generika wie Tramadol von Sandoz – auch als Brausetabletten erhältlich – sind kostengünstige Alternativen.
Behandlung mit Tramal

Schmerzen als physiologisches Warnsignal und Krankheitsbild
Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers. Oft, wie im Fall einer Verletzung von Körpergewebe, ist dieses Warnsignal hilfreich und einfach zu interpretieren. In anderen Fällen, wie etwa bei den chronischen Schmerzen der Fibromyalgie, bei den durch Entzündungs- oder Degenerationsprozesse von Nervengewebe ausgelösten Neuralgien oder bei durch Störungen in Regelkreisen verursachten Schmerzen wie Migräne, kann das Schmerzgefühl sich verselbstständigen und zum eigenständigen Krankheitsbild werden.
In jedem Fall gilt: Wurde das Warnsignal gehört und wurden entsprechende Schritte veranlasst, hat der Schmerz keine Funktion mehr und muss im Interesse der Aufrechterhaltung der Lebensqualität lindernd behandelt werden. Dafür stehen heute moderne, spezialisierte Wirkstoffe in Form leistungsfähiger Medikamente wie Tramal Long oder Tramadolor zur Verfügung. Das Credo der modernen Schmerztherapie ist dabei: So viel Wirkstoff wie nötig, so wenig wie möglich.
Schwache Opioide in der Schmerztherapie
Der in Tramal enthaltene Wirkstoff Tramadolhydrochlorid ist in Deutschland nicht durch das Betäubungsmittelgesetz reguliert. Nebenwirkungen und Abhängigkeitspotenzial sind zwar vorhanden, aber schwächer ausgeprägt als bei anderen opioidhaltigen Arzneimitteln. Wenn einfache Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen nicht mehr ausreichen, aber stärkere Wirkstoffe vermieden werden sollen, fällt die Wahl häufig auf Tramal Long oder Tramadolor. Anhaltende Schmerzen, beispielsweise verursacht durch Tumore, Rheumatoidarthritis, Fibromyalgie, Nervenreizungen, Gelenküberlastung oder Hexenschuss, können durch Tramal gelindert werden.
Wirkung von Tramadol
Tramadol bindet sich an Opioid-Rezeptoren in Gehirn und Rückenmark. Physiologisch dienen diese Rezeptoren als Bindungsstellen für körpereigene Stoffe wie Endorphin [4]. Das Endorphinsystem hat unter anderem eine wichtige Funktion als Notfallmechanismus des Körpers. Neben einer oft subjektiv empfundenen Euphorisierung bewirkt seine Aktivierung die Dämpfung von Empfindungen wie Schmerzen, Benommenheit oder Schwäche. Dadurch ist in Extremsituationen das Überleben durch Flucht oder die Mobilisierung letzter Reserven möglich.
Körperfremde Opioide haben eine ähnliche Wirkung. Der genaue Mechanismus der Schmerzstillung durch diese Wirkstoffe ist noch ungeklärt, man weiß jedoch, dass sie zu einer verstärkten Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin führen [1]. Von Tramadol ist weiterhin bekannt, dass es im Gehirn die Freisetzung von Serotonin stimuliert und die Wiederaufnahme von Noradrenalin durch die Nervenzellen blockiert. Damit sind neben Dopamin noch zwei andere, mit Glücksgefühlen und innerer Ausgeglichenheit assoziierte Botenstoffe des Zentralnervensystems mit der Wirkung von Tramadol verknüpft. Folgerichtig hat die Einnahme von Tramadol neben der Wirkung gegen Schmerzen auch leicht antidepressive Wirkung und verringert Angstgefühle.
Einnahme von Tramal Long – Dosierung und Häufigkeit
Die empfohlene Tageshöchstdosis Tramadol liegt bei oraler Aufnahme bei 400 Milligramm. Im Fall von Tramal Long sollten Sie diese Dosis in zwei Einzeldosen zu festen Zeiten im Abstand von 12 Stunden einnehmen. Die Tabletten werden zusammen mit reichlich Flüssigkeit unzerkaut geschluckt.
Nebenwirkungen von Tramadol
Typische Nebenwirkungen von Tramadol sind Kopfschmerzen, Benommenheit, Übelkeit, Schwitzen und Schwindel. Benommenheit und Übelkeit treten bei rund 17% der Patienten und damit sehr häufig auf. Seltener, aber immer noch verbreitet sind Schwitzen, Schwindel, Kopfschmerzen und leichte bis schwere Verstopfung – insbesondere bei älteren Patienten. Etwa 5% der Patienten leiden an Nebenwirkungen wie Durchfall, Mundtrockenheit, Müdigkeit, Verdauungsbeschwerden und plötzlichem Erbrechen [4].
Gelegentlich verursacht der Wirkstoff verzögerte Ejakulation und andere sexuelle Funktionsstörungen. Auch beschleunigter Herzschlag und Schwächeanfälle bis zum Kreislaufzusammenbruch, Juckreiz, Hautausschlag oder Hautrötung wurden in seltenen Fällen beobachtet.
Ebenfalls selten treten opioidtypische Stimmungs- und Aktivitätsveränderungen, Wahnvorstellungen oder Verwirrtheit sowie Herabsetzung der geistigen Leistungsfähigkeit auf. Bei Nierenfunktionsschwäche kann es zu Nebenwirkungen wie Problemen bei der Blasenentleerung oder Nierenfunktionsstörungen kommen.
Opioidhaltige Medikamente können Atemdepression verursachen. Bei Tramadol treten diese aber seltener auf als bei stärkeren Mitteln dieser Wirkstoffklasse, in hoher Dosierung kann Tramadol unter ungünstigen Umständen aber Atembeschwerden auslösen. Zudem erhöht die Einnahme von Tramadol das Risiko von Krampfanfällen. Bei Patienten mit Epilepsie, die Tramal einnehmen, ist besondere Vorsicht geboten.
Wechselwirkungen von Tramal Long mit anderen Medikamenten und Wirkstoffen
Schwere Nebenwirkungen können auftreten, wenn Tramal mit MAO-Hemmern oder dem Antidepressivum Bupropion kombiniert wird. Wechselwirkungen von Tramal mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern oder Serotonin freisetzenden Medikamenten und Drogen wie Ecstasy oder Kokain können das lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom auslösen [2]. Selbst rezeptfreie Stimmungsaufheller wie Johanniskrautpräparate stellen eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, bevor Sie solche Medikamente einnehmen!
Bei gemeinsamer Einnahme mit Benzodiazepinen – Arzneimitteln, die häufig als Beruhigungsmittel verschrieben werden – oder Alkohol erhöht sich das Risiko einer lebensgefährlichen Atemlähmung.
Bei Patienten, die neben Tramal Long gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, können innere Blutungen auftreten. Hier muss Ihr Arzt die Dosierung anpassen.
Abhängigkeitspotenzial von Tramadol
Das Abhängigkeitspotenzial von Tramadol ist vergleichsweise gering. Trotzdem sind auch Tramal, Tramadolor und entsprechende Generika Arzneimittel mit Suchtpotential. Insbesondere, wenn Sie Tramadol langfristig in hoher Dosis einnehmen, kann es zu körperlicher und psychischer Abhängigkeit kommen. Bei Absetzung der Schmerzmittel sind unangenehme Entzugserscheinungen die Folge.
Zu diesen Entzugserscheinungen gehören Zittern, Muskelkrämpfe, Schweißausbrüche, Kältegefühl, Muskel- und Knochenschmerzen, Herzrasen, Jucken und Kribbeln, Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Wahrnehmungsstörungen, Schlafstörungen, psychologische Symptome wie extreme Stimmungsschwankungen, Depressionen und Angstattacken und eine gesteigerte innere und motorische Unruhe. Bei schwerem Entzug drohen Krampfanfälle. Die Entzugserscheinungen von Tramadol setzen etwa 12 bis 20 Stunden nach der letzten Einnahme ein. Der akute Entzug dauert ungefähr sieben Tage an und sollte stationär durchgeführt werden.
Um das Abhängigkeitspotenzial von Tramadol zu minimieren, wird empfohlen, eine möglichst geringe Dosis Tramal Long nach einem festen Zeitplan einzunehmen und das Schmerzmittel nicht abrupt abzusetzen. Ihr Arzt wird Sie zu diesen und allen weiteren Fragen bezüglich Dosierung, Einnahme, Neben- und Wechselwirkungen von Tramal Retardtabletten, Tramadolor und vergleichbaren Medikamenten beraten.
[1] Pharmawiki
[2] Bundesaerztekammer
[3] Krankenpflege
[4] de.Wikipedia